Geburtshilfe

Zahlen aus der Geburtshilfe. Handwerkliche Fehler?
 
Stellungnahme von Kreisrätin Kraus-Kieferle

Die der Schwäbischen Zeitung vorliegenden Nicht-Öffentlichen Zahlen bergen erhebliche Brisanz. Für jeden der einen Taschenrechner besitzt ist relativ einfach nachvollziehbar, dass die vom Geschäftsführer Miller berechnete (und vom Aufsichtsrat geprüfte) Kalkulation erhebliche handwerkliche Fehler aufweist. Diese Aufstellung soll dazu dienen die Notwendigkeit der Schließung der Geburtshilfe in Riedlingen möglichst drastisch darzustellen. Weiter soll sie die Entscheidungsträger zu sofortigem Handeln anhalten und als Entscheidungsgrundlage dienen. Dies ist eine fatale Ausgangslage und macht deutlich, dass auf diesen Zahlen niemals eine Entscheidung mit solcher Tragweite für unsere Region getroffen werden kann.

Im Folgenden möchte ich begründen warum diese Form der Kannibalisierung  schwere handwerkliche Fehler aufweist und zu einem vollkommen falschen Ergebnis führt:
1.    Die DRG-Erlöse aus der Geburtshilfe sind betragsmäßig falsch. Laupheim hat rund 310 bis 320 Geburten Riedlingen um die 250 Geburten. Die Erlöse werden jedoch mit TEUR 640 exakt gleich hoch angesetzt. Die tatsächlichen Erlöse gestalten sich jedoch anders.

2.    Bei den Personalkosten in der Geburtshilfe in Riedlingen ist die Zuordnung hochgradig fraglich. Hebammen und Pflegekräfte werden seit geraumer Zeit in Leerlaufzeiten, sowie planmäßig zur Pflege auch in anderen Abteilungen eingesetzt. Für keine einzige Kraft wurde jemals, z.B. mithilfe einer Leistungserfassung ermittelt zu wie viel Prozent die Lohnkosten auf welche Kostenstelle gebucht werden soll.

3.    Rund 65% der Erlöse der Geburtshilfe werden von Laupheim und Riedlingen auf Biberach umgewidmet. In den bisherigen Annahmen ging man von einer Fluktuation von rund 50% aus. Herr Miller behauptet gar in der heutigen Ausgabe der Schwäbischen Zeitung , dass 40 % der Frauen von Laupheim nach Biberach wandern, gar 50 % von Riedlingen nach Biberach. Nach Einschätzung der dortigen Belegärzte sind selbst diese Annahmen zu hoch. Entgegen seiner Aussagen hat der Geschäftsführer Miller jedoch 65 %  (siehe Wirtschaftsplan) reingerechnet.  Da die Strecke Riedlingen-Saulgau mit 21 km rund 7 km kürzer ist, Saulgau einen sehr guten Ruf hat etc. wird die Quote im Bereich der Geburtshilfe deutlich höher sein. Für viele Untersuchungen (Darm etc.) schicken die Riedlinger Ärzte die Patienten jetzt schon nach Saulgau und Sigmaringen.

4.    Nachdem nun rund 65% der Geburten nach Biberach ?verlagert? wurden, immerhin rund 360 Geburten, also ein Anstieg um schlappe 80% (BC bisher rund 450 Geburten)  steigt dort der Sach- und Personalaufwand nur um EUR 126.000,-!

5.    Die Kosten für die rund 360 Geburten setzt Herr Miller mit TEUR 126 an; also pro Geburt EUR 350 an Kosten! In welchem Land der Erde kann man Geburten für EUR 350,00 kostendeckend abwickeln?

6.    Bei den DRG-Erlösen aus der OP-Bereitschaft werden gar volle 100% verlagert. Die Gesamtkosten steigen dabei nur um TEUR 106.
Verändert man nur wenige Parameter so fällt der Vorteil aus der Zusammenlegung auf unter TEUR 500. Der Nutzen würde somit das Defizit von 9,5 Mio. auf 9 Mio. maximal senken. Dafür aber die peripheren Häuser und unsere Region extrem geschädigt.